WORTKLANG

12. Dez. 2011
Schwäbische Zeitung TETTNANG / MECKENBEUREN

„Wortklang“ setzt Kontrapunkt zum Trubel der Zeit

Männer-Quartett regt im Kulturschuppen zum Nachdenken und zum Innehalten an

MECKENBEUREN (wie) – „Durch die Zeiten gehen, streiten, zögern, lieben, streben, fallen“, all diese Facetten haben die Männer von Wortklang unter die Lupe genommen, in Noten gepackt, in herrliche Lieder und Gedichte. Sie haben ihre Gäste ausgebremst im Trubel der Zeit und sie sich wohlfühlen lassen am Samstag im Kulturschuppen am Gleis 1.

Denn spätestens, als Günter Weber die Bühne stürmte, den nahen Herzinfarkt simulierte und klar machte, dass „die innere Uhr tickt“, da hat sich jeder selber an der Nase gepackt und nachgefühlt: „ Ja, so ist das Leben.“ „Hochbeschleunigt wird gestorben“, malte er mit Worten das Bild der Lebensweisen. „Die Uhren trügen“ war Webers Resümee in „Zeitverschiebung“ von Andreas Knapp, „wenn Flugzeuge mit Überschall in die Welt fliegen oder der Mensch den Schmerz erfährt“.

Und Andreas Glatz empfahl in seinen Liedern: „einfach über Wolken zu schweben“ und stellte fest: „So lange ein Mensch noch träumen kann, wird sicher irgendwann ein Traum für ihn in Erfüllung gehen“.

Seit acht Jahren sind Andreas Glatz am Piano, Ralf Berner am Bass, Rainer Oswald an den Saxophonen und Günter Weber sprachlich unterwegs in der ganzen Region: „Aber es ist schön, zuhause zu spielen, wie hier am Gleis 1“, bestätigte Weber, „wo uns Dietmar, der die Technik so gut beherrscht, so freundlich empfangen hat und so viele von Euch gekommen sind“. Die Vier spielen, singen und erzählen auch auf Kirchentagen, wie nächstes Mal in Mannheim.

„Immer wieder ein Genuss“, so wurde es ihnen beim Abschied zugerufen, den Männern von Wortklang, die sich auch gerne unter die Gäste mischten, Freunde und Bekannte begrüßten und die Lyrik mit viel Gefühl mit Musik verbunden haben – samt tollen Einlagen am Saxophon, am Didgeridoo, am Bass, am Piano oder am Akkordeon.

„Wir wollen die Herzen berühren und zu den Menschen sprechen“, sagen Rainer Oswald, Andreas Glatz, Ralf Berner und Günter Weber (von links) – und tun es in ihren Liedern und Gedichten.
„Wir wollen die Herzen berühren und zu den Menschen sprechen“, sagen Rainer Oswald, Andreas Glatz, Ralf Berner und Günter Weber (von links) – und tun es in ihren Liedern und Gedichten. (Foto: Helga Wiechert)


„Haste mal ne Zeit?“

„Haste mal ne Zeit für mich“ fragt Günter Weber:

Haste mal ne Zeit für mich?
Hab so viel um die Ohren.
Es müssen ja nicht Stunden sein
– habe meine halt verloren.

Nur eine kleine Viertelstunde
nein, nicht für die Tagesschau.
Möchte in den Himmel schauen
– der ist heute so schön blau.

Oder ich setz mich an das Ufer
gleich unten dort am Bodensee,
schnippe Steine übers Wasser,
bevor ich an die Arbeit geh.

Würde Gänseblümchen rupfen,
so lang es Blütenblätter gibt.
Hab dann ein Bild vor meinem
Auge und würde sehen, ob sie mich noch liebt.

Haste mal ne Zeit für mich?
Lass die Minuten klingen.
Es dürfen auch ruhig Tage sein.
Werde sie schon gut verbringen.